Wer hätte gedacht, dass wir irgendwann wieder Zeiten mit geschlossenen Grenzbalken erleben werden und jedes Land sich von seinen Nachbarn abgrenzt? In einer Zeit mit den Vorzügen absoluter Mobilität, die uns innerhalb weniger Stunden unseren Aufenthaltsort wechseln lässt. Am Morgen noch zuhause, nachmittags schon in der Toskana. Denunzieren anderer (wie einst in sehr dunklen Zeiten) kann doch nicht über unser (Über-)Leben entscheiden, oder?

Ein klitzekleines Virus hat uns mit einem Schlag getrennt, obwohl uns trotz der Verschiedenartigkeit unser Kultur in der Zeit nach den zwei Weltkriegen doch so vieles miteinander verbunden hat.  Europa ist an die Grenzen gestoßen. Und hat sie zugemacht.

Ist die schlimmste Zeit überstanden, wird man sich über eine Neuausrichtung ernsthaft Gedanken machen müssen. Besonders Tirol wird neue Formate und Ideen als Alternative zum „Overtourism“ nötig haben, will man internationalen Gästen zeigen, dass es auch ein anderes Tirol gibt.

Bunt & vielfältig

Nötige Frischluftzufuhr

Man muss nicht das Rad neu erfinden, denn Musik gibt es auf allen Kontinenten. Diese spezielle Musikwoche könnte abwechselnd immer in einer anderen Tiroler Region stattfinden. Einige grenzen sogar an ein anderes Bundesland an. So könnte Kulturgut dies- und jenseits eines Passes präsentiert werden. Die Region Zell am Ziller/Gerlos schlägt beispielsweise über den Gerlospass eine Brücke in den Salzburger Pinzgau. Diese Woche ist der echten Volksmusik gewidmet, also wirklich abseits volkstümlicher Musik.

Diese Musik hat (in erster Linie aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades der Musikgruppen bzw. vieler Tagesgäste) natürlich ihre Berechtigung. Für die echte Volksmusik sollte bzw. muss aber auf jeden Fall Platz sein. Schon deshalb, dass sie weiterhin existieren kann.

Jedes Gastland entsendet dazu landestypische Musiker. Ich denke an Gitarrenspieler aus Andorra, Akkordeonspieler aus der Gegend um Chamonix, Alphornbläser aus der Schweiz und so weiter.

Die Ausschreibung dazu könnte über die jeweiligen Kulturabteilungen in den Ministerien/Botschaften der eingeladenen Länder erfolgen. Bei der Suche nach Künstlern wären die Kulturforen des österreichischen Außenministeriums (BMeIA) bestens geeignet. Durch die Rekonstruktion der Goldenen Lyra von Ur bin ich ins BMeIA recht gut vernetzt. Die Kulturforen an einigen Botschaften (Sarajevo, Kiew, Madrid, Istanbul, Rom, Warschau, ...) betreiben einen sehr intensiven Austausch von Kulturschaffenden.

Mögliche Musiker aus Österreich würden auch mithilfe des Programms NASOM (New Austrian Sound of Music) zu finden sein. Die Förderung von Kultur ist überhaupt ein wichtiger Teil der österreichischen Außenpolitik. Zudem sind die einzelnen Musiker/Gruppen untereinander auch gut vernetzt. Der schönste Effekt wäre auf alle Fälle der Austausch untereinander und mögliche Gegeneinladungen.

Festivaldauer

Dauer dieses Festivals ist maximal eine Woche. Zwischen August und September ist zwar die Zeit mit dem stabilsten Sommerwetter, das ist aber kein Muss. Mit einer Veranstaltung zum Auftakt und einer Abschlussveranstaltung am Ende. Um den Teilnehmern auch die Städte näherzubringen, sollten diese während dieser Woche ebenso eingebunden werden. Mit einem Innsbruck-Tag zum Beispiel.

Hochgenuss für Ohren & Gaumen

Die Musiker treten in den höheren Regionen der veranstaltenden Orte auf, aber auch in Gasthöfen in Dörfern - vorzugsweise mit meist wenig Besucherfrequenz. Dort würde Tiroler Kost und mindestens ein Gast-Gericht serviert. Überall etwas Anderes & Typisches. Hausfrauen mit passenden Rezepten oder Köche aus diesen Ländern könnte man schon bei der Suche nach Musikern ins Auge fassen. Man stelle sich beispielsweise Videoaufnahmen beim Kochen auf der Gmündalm im Märzengrund oder vor dem Hochjochhospiz im Ötztal vor. Dazu kommt vermutlich auch die Berichterstattung in heimischen Medien sowie in Medien der Herkunftsländer dieser Musiker. Es muss authentisch sein und wirken. 

Nachhaltigkeit für Teilnehmer, Familien & Fans

Vorstellbar ist z.B. die Einbindung der Tiroler Natur-, Berg- und Bergwanderführer. Etwa für eine Sonnenaufgangswanderung zu einem See oder zu einem einfachen Gipfel mit Musikern und Picknick. Ganz allgemein sollten Hütten oder Gasthäuser zu Fuß gut erreichbar sein. Somit könnten die Musiker ohne Fahrzeug - im Ausnahmefall nur mit Taxi - dorthin gelangen. Ist jemand der Gastmusiker zuhause in der Landwirtschaft tätig, könnte er sogar bei einem Almbauern nächtigen, diesem wie bei der Umweltbaustelle des Alpenvereins eventuell sogar helfen und einen Vergleich zur Arbeit daheim bekommen. Besonders wichtig: möglichst wenig (Individual-)Verkehr. Das beginnt schon bei der Anreise nach Tirol (Eisenbahnen). Und die Besucherzahlen sollen überschaubar bleiben, für Musiker und Hütten bzw. Gasthäuser aber trotzdem „gut besucht“. Zudem ließe sich mit viel Einfühlungsvermögen etwa die Vermeidung von Müll, aktive Klimaarbeit (gibt es z. B. Rücksäcke mit Karabinern für Müllsäcke?) thematisieren. In den Orten könnten passende Veranstaltungen (Musik im kleinen Rahmen, Filmabende, Stammtische) stattfinden.

Wie eine Spinne

Wichtigster Part ist die Vernetzung. Zum einen treffen sich alle bei der Vorstellung der teilnehmenden Interpreten am ersten Abend und stellen ihre Musik mit wenigen Kostproben vor – auch kulinarisch mit etwas Typischem aus dem Teilnehmerland. Eine gut überlegte „Durchmischung“ der teilnehmenden Musiker bei der Quartiervergabe (slowenische Mandolinenspieler wohnen im gleichen Ort wie z. B. Schweizer Alphornbläser ...) dient der Vernetzung untereinander. Möglich wäre auch eine Prämierung des talentiertesten Nachwuchswuchsmusikers dieser Woche. Alternativ dazu könnte man die Sieger eines solchen Preises aus den Herkunftsländern zur Teilnahme einladen.

Es gibt viel zu tun

Vorlaufzeit sind mindestens zwei Jahre. In diesem Zeitraum müsste man Musiker über bestehende Kontakte sowie über das BMeIA kontaktieren und gewinnen. Profis wie Amateurmusiker. Amateure nkönnten mit einem Aufenthalt in Tirol samt sportlichen Aktivitäten, oder aber auch mit Workshops (die Rolle verschiedener Instrumente in der Musik etc.) für eine Teilnahme motiviert werden. Zudem würden sie vermutlich Freunde oder Familie mitbringen. Für „Ownership“ sollte man bedingt auch die Botschaften einbinden. Bei Quartieren wird man in allen Kategorien fündig, ganz besonders aber auf Kleinvermieter achten.

Klimafreundliche Mobilität

Was nix kostet, ist nix Wert ... sagt ein altes Sprichwort. Umkehrschluss: „Billigstpreise“ auf jeden Fall vermeiden. Wenn das Produkt nämlich gut und stimmig ist, wird dafür gerne auch mal mehr bezahlt. Verpackt man diese ganze Woche in ein attraktives Paket (An- und Abreise, Unterkunft, Angebote für Familien, parallel stattfindende und passende Programmpunkte etc.), zu einem für alle Seiten gut vertretbaren Preis, sollten auch Kooperationen mit Unternehmen aus der Verkehrsbranche wie ÖBB, Deutsche Bahn, Schweizer Bundesbahn, Slovenske železnice, SNCF Voyageurs oder Trenitalia möglich sein. Gemeinsames Marketing (z. B. „zügig zur Musik“ ...) ist denkbar. Kooperationen zwischen ÖBB und Deutscher Bahn gibt es schon. Möglicherweise werden bei Gesprächen dann sogar Lösungen zur Verbesserung des Angebots rund um die Schiene entwickelt. 

10 Gebirge & 33 Länder bringen viel Kultur

Die 10 Gebirge haben über unzählige Generationen die Menschen in den 33 europäischen Ländern geprägt. Unterschiede in Lebens- und Arbeitsweise, in Traditionen, Küche und Kultur gibt es, sollen aber als Chance gesehen werden. Für ein mehr an Miteinander.

10 Gebirge & 33 Länder bringen viel Kultur

Albanien (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Andorra (Pyrenäen), Armenien (Kaukasus), Aserbaidschan (Kaukasus), Bosnien-Herzegovina (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Bulgarien (Balkangebirge), Deutschland (Alpen), England (Pennines), Finnland(skandinavisches Gebirge), Frankreich (Alpen, Pyrenäen), Georgien (Kaukasus), Griechenland (Balkangebirge), Italien (Alpen, Appenin), Kosovo (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Kroatien (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Liechtenstein (Alpen), Monaco (Alpen), Montenegro (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Nordmazedonien (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Norwegen (Skandinavisches Gebirge), Polen (Karpaten), Rumänien (Balkangebirge, Karpaten), Russland (Kaukasus, Ural, z. T. Skandinavisches Gebirge), Schweden (Skandinavisches Gebirge), Schweiz (Alpen), Serbien (Balkangebirge, Dinarisches Gebirge, Karpaten), Slowakei (Karpaten), Slowenien (Alpen, Balkangebirge, Dinarisches Gebirge), Spanien (Pyrenäen), Tschechien (Karpaten), Türkei (Kaukasus), Ungarn (Karpaten),Ukraine (Karpaten) und Österreich (Alpen).

Untereinander vernetzt

Viele dieser Länder sind in der EUNIC, einer Vereinigung der nationalen Kulturinstitute in Europa, organisiert. Das macht die Recherche nach den richtigen Kontakten zu den Botschaften der Länder bedeutend einfacher. Abermals darf auf das BMeIA verwiesen werden, denn möglicherweise gibt es ja auch eine Hilfestellung durch die kulturpolitische Sektion dieses Ministeriums. Anlässlich der jährlichen Auslandskulturtagung besteht beim anschließenden Meet & Greet die Möglichkeit zum Austausch mit österreichischen Botschaftern - die ihrerseits auch mit den Botschaftern ihres Residenzlandes bestens vernetzt sind. Es darf angenommen werden, dass die vielen Monate der Pandemie auch auf diplomatischer Ebene eine Sehnsucht nach positiven Entwicklungen ausgelöst haben. Und genau darauf könnte bei der Umsetzung eines Veranstaltungskonzeptes wie diesem gebaut werden.

Die Finanzierung

Für interkulturelle Festivals ließe sich der Fördertopf der Europäischen Kommission unter dem Titel Creative Europe (rund 1,5 Milliarden Euro für 2014 – 2020) anzapfen. Möglicherweise kommt auch der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung EFRE in Frage. Martin Traxl (+43 512 508-3618, martin.traxl@tirol.gv.at), von der Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie wäre ein Ansprechpartner bei der Tiroler Landesregierung. Zur Abklärung des EU-Förderprogramms nennt die TKI Andrea Fink oder Christian Stampfer beim Amt der Tiroler Landesregierung.

Für danach werden Florentine Prantl (ProVitaAlpina Längenfeld www.provitaalpina.com/kontakt) oder Hans Oberlechner (MUKU St. Johann www.muku.at) empfohlen. Florentine Prantl entwickelt immer wieder länderübergreifende Kulturprogramme, Hans Oberlechner hat schon EU-Projekte abgewickelt. Ihn habe ich bei einer Veranstaltung des Alumni Vereins des BG St. Johann in Tirol in der alten Gerberei über Botschafterin Aloisia Wörgetter kennengelernt. Das Netzwerk der Berufsdiplomatin ist unglaublich und langt in verschiedenste Bereiche. Mit Hans Oberlechner stehe ich in Konakt, ein Besuch wird demnächst folgen.

Sehr hilfreich wäre natürlich eine Unterstützung durch Abgeordnete im EU-Parlament, da sie direkt mit EU-Politik zu tun haben. Gut vernetzt wäre mittlerweile vermutlich die österreichische EVP-Abgeordnete Barbara Thaler (barbara.thaler@europarl.europa.eu) aus Thiersee, die seit Juli 2019 Mandatarin für Österreich in Brüssel ist. Außerdem interessant ist die „Allianz in den Alpen“. Um aus dieser Idee etwas Konkretes werden zu lassen, ist das Begeistern von Menschen und Regionen am Wichtigsten. Dabei aktiv mithelfen kann ein möglichst großes Netzwerk mit Menschen aus verschiedenen Branchen. Auch die Alpenkonvention zeigt Interesse.

Häufig gestellte Fragen

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